Tagebuch und Literatur
Die ersten 4 Wochen in der neuen Praxis waren durchweg positiv. Alle Patienten und wir fühlen uns rundum wohl.(25.2.21)
Ich freue mich auf Eure Kommentare im Gästebuch. Gerne könnt Ihr auch direkt Kontakt zu mir aufnehmen.
Aktuelle Literatur:
DGE-Empfehlung: Paradigmenwechsel
Noch 2016 positionierte sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegen die vegane Ernährung bei Schwangeren, Stillenden, Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Kritische Nährstoffe seien insbesondere Vitamin B12, Proteine, Omega-3-Fettsäuren sowie weitere Mikronährstoffe.1 4 Jahre später ergänzte die DGE allerdings, dass laut neuen Erkenntnissen vegan ernährte Kinder in den ersten Lebensjahren zwar teilweise leichter und kleiner waren als Omnivore die Werte aber dennoch im Normalbereich lagen. Gleichzeitig sei bei sich veganen ernährenden Personen die Lebensmittelauswahl positiv zu beurteilen – dank erhöhter Ballaststoffzufuhr und geringerem Zuckerkonsum.2 Scheint also doch kein gesundheitlicher Nachteil bei vegan lebenden Kindern messbar zu sein?
Makronährstoffe: Verzicht mit Vorteilen
Unter anderem die Querschnittsstudie (Vegetarian and Vegan Children and Youth Study, VeChi-Youth-Studie) nahm sich dieser Fragestellung an und untersuchte das Ernährungsverhalten, die Nährstoffversorgung sowie den Gesundheitszustand von 401 Kindern und Jugendlichen (6-19 Jahre) in Deutschland.3
Die ausgewerteten anthropometrischen Parameter Körpergröße und Gewicht waren bei Personen aller 3 Ernährungsformen vergleichbar - ebenso die Energiezufuhr.3 Diese lag bei allen Teilnehmenden im Schnitt bei 1630-1700 kcal/Tag und entsprach dem Energiebedarf bei geringer körperlicher Aktivität.3
Unterschiede zeigten sich hingegen bei der Zusammensetzung der Makronährstoffe. So war die Nahrung von Veganern und Vegetariern kohlenhydratreicher und proteinärmer als bei Omnivoren. Dennoch überschritten alle 3 Gruppen die deutschen Referenzwerte von 0,9 g Protein /kg Körpergewicht.3 Insbesondere hinsichtlich der Aufnahme von Fett, Zucker und Ballaststoffen ergab sich ein Vorteil der veganen Ernährung: Insgesamt nahmen Veganer weniger Fette (insbesondere gesättigte Fettsäuren) und Zucker zu sich, während sie mehr Ballaststoffe aufnahmen.3 Dies könnte in der unterschiedlichen Wahl der Lebensmittel zwischen den Gruppen begründet liegen: Die Verzehrprotokolle bei veganen Kindern und Jugendlichen zeigten einen vermehrten Konsum von gesundheitsfördernden Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen, wohingegen Süßwaren und Fertiggerichte im Vergleich zur omnivoren Gruppe weniger häufig verzehrt wurden.3
Mikronährstoffe: Veganismus mit einigen positiven Effekten
Große Unterschiede wurden in der VeChi-Youth-Studie bei der Aufnahme von Mikronährstoffen festgestellt. So nahmen Studienteilnehmende mit veganer Ernährung durch ihre pflanzliche Ernährung und Supplementation gemessen an den Referenzwerten die größten Mengen von Vitamin E, Vitamin B1, Folat, Vitamin C, Magnesium, Eisen und Zink zu sich.3
Bezüglich Eisen und Folat waren ähnliche Ergebnisse bereits zuvor berichtet und sind im jüngsten Review beschrieben worden:4-7
- Eisen: Eine Studie mit 37 vegan ernährten Kindern zwischen 1 und 6 Jahren zeigte eine mittlere Eisenaufnahme von 146 % der empfohlenen Tagesmenge.4
- Folat: Ein Folatmangel ist weitverbreitet in der Bevölkerung, insbesondere unter Omnivoren.5 Eine Studie aus 2006 mit Kindern zeigte bessere Werte in der vegan ernährten Gruppe. Die Evidenz dieser Studie ist allerdings sehr schwach, da nur 5 vegan ernährte Kinder teilnahmen.6 Jedoch deuten auch Studien an Erwachsenen auf signifikant höhere Folatwerte bei Veganern hin – ein Mangel wurde beispielsweise in einer Schweizer Studie bei 58 % der Omnivoren, aber nur bei 13 % der Veganer festgestellt.5,7
Interessant war das Ergebnis der VeChi-Youth-Studie bezüglich Vitamin B12: Die Zufuhr war zwar insgesamt niedriger als bei Vegetariern und Omnivoren, aber wider Erwarten durchschnittlich ausreichend. Dies wurde auf eine gute Compliance bei der Supplementierung zurückgeführt (88 % der Veganer supplementierten Vitamin B12).3
Unabhängig von der Ernährungsweise: Mangel an Calcium, Vitamin B2 und Vitamin D
Neben Vitamin B12 war bei vegan ernährten Kindern und Jugendlichen auch die Aufnahme von Calcium und Vitamin B2 im Vergleich zu Vegetariern und Omnivoren
geringer.3 Insbesondere
für Calcium blieb jedoch in allen Ernährungsgruppen die durchschnittliche Zufuhr
deutlich hinter den Empfehlungen zurück: Lediglich 46 % der vegan, 56 % der vegetarisch und 67 % der omnivor lebenden Personen erreichten die D-A-CH-Referenzwerte.3 Bereits 2013 war eine Metaanalyse, welche Daten von
Kindern und Jugendlichen zwischen 1 und 18 Jahren aus 8 europäischen Staaten untersuchte, zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.5,8
Doch auch für Vitamin B2 sowie für Vitamin D wurde in der VeChi-Youth-Studie in allen
Ernährungsgruppen eine hohe Prävalenz (> 30 %) eines Mangels festgestellt.3
Fazit der Studienautoren
Sowohl die Autoren der VeChi-Youth-Studie als auch die Autoren des Reviews kommen zu dem Schluss, dass eine gut geplante vegane Ernährung kein Risiko für Kinder und
Jugendliche darstellt.3,5 Eine vegane
Ernährung kann auch vorteilhaft hinsichtlich der Vitamin C und Folat-Zufuhr sowie in der Prävention von Übergewicht sein.3,5 Da Arteriosklerose bereits im Kindesalter beginnt,
könne eine vegane Ernährung dazu beitragen, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu mindern – ein Phänomen, welches bei erwachsenen Veganern beobachtet wird.5
Als größte Herausforderung der veganen Ernährung sehen sie die Aufnahme von Vitamin B12, Calcium, Vitamin D und hochwertigem Protein.3,5
Da die Datenlage allerdings noch immer unzureichend ist, spricht die DGE aktuell jedoch keine Empfehlung zu Veganismus bei Personen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung aus.1